Antrag für ein Ausbildungsstipendium für Blut- und Knochenmarkstammzelltransplantation in Seattle
Donnerstag, 29. September 2011
Antrag an die Carsten-Bender-Leukämie-Stiftung
für ein Ausbildungsstipendium für Frau Dr. Kristina Sohlbach im Fred Hutchinson Comprehensive
Cancer Center für Blut- und Knochenmarkstammzelltransplantation, Seattle, Washington, USA
Einleitung
Trotz großer Fortschritte bei der Behandlung myeloischer Leukämien verstirbt immer noch ein Großteil
der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) an der Grunderkrankung. Ein Hauptgrund ist
Resistenz auf die applizierte Chemotherapie. Resistente Erkrankungen sind häufig assoziiert mit
bestimmten molekularbiologischen und zytogenetischen Risikokonstellationen der Tumorzellen.
Es ist heute allgemein akzeptiert, dass bei Vorliegen von molekulargenetischen oder zytogenetischen
Hochrisikokonstellationen die Durchführung einer Fremdspendertransplantation in erster Remission
oder bei refraktärer Erkrankung der Standard ist. Gleichzeitig ist die allogene
Blutstammzelltransplantation in erster Remission Standard bei Vorliegen eines Geschwisterspenders.
Die Durchführung einer allogenen Blutstammzelltransplantation bei vergleichsweise guter
Risikokonstellation, z.B. Vorliegen einer NPM1-Mutation bei normalem Karyotyp, ist umstritten.
Die allogene Blut- und Knochenmarkstammzelltransplantation ist eines der schwierigsten
Therapiemaßnahmen in der Medizin. Neben einer hohen therapieassoziierten Mortalität bleibt auch
nach Transplantation ein beträchtliches AML-Rezidivrisiko, das durchschnittlich mit 30% angegeben
wird. In den letzten Jahren konnte die transplantationsassoziierte Mortalität vor allem bei jüngeren
Patienten deutlich vermindert werden. Ein Grund dafür ist die verbesserte Supportivtherapie mit neuen
Antibiotika, antiviralen Medikamenten und Antimykotika. Dazu kommt die Reduktion der Intensität der
Konditionierung und damit Verbesserung von Organtoxizitäten, da der Erfolg der Transplantation im
größeren Maße von den immunologischen Effekten der Spenderzellen gegen die Leukämiezellen
abhängig ist. Assoziiert mit diesem sogenannten Graft-versus-Leukämie-Effekt ist die Graft-versus-
Host-Erkrankung, die sich an verschiedenen Organen des Empfängers manifestieren kann und in
einigen Fällen zu einer extremen Lebensqualitätseinschränkung führen und sogar auch tödlich
verlaufen kann.
Eigene Vorarbeiten
Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit molekularbiologischen und
genetischen Veränderungen von Leukämien. Ein Schwerpunkt ist die onkogene RAS-Signaltransduktion in AML und AML-Stammzellen, sowie Mechanismen der Imatinib-Resistenz in der
CML und die Rolle von ICSBP in der CML (siehe [1-5]). Unterstützt durch der DFG konnte eine
klinische Forschergruppe mit dem Thema „Überwindung von Zytostatikaresistenz“ aufgebaut werden.
Die Forschergruppe umfasst zur Zeit 7 Projekte und vereint die Erforschung mehrerer Tumorentitäten.
Neben der Grundlagenforschung sind klinische Schwerpunkte im Bereich AML und CML gesetzt.
Bei der CML konnten wir zeigen, dass Absetzen von Imatinib und Weiterführung einer Therapie mit
Interferon die molekulare Remission erhalten und verbessern kann [6]. Erst kürzlich wurde die Wirkung
von Sorafenib bei AML mit Flt3-ITD publiziert. Hier fanden wir ein präferenziell gutes Ansprechen im
Kontext einer allogenen Blutstammzelltransplantation [7]. Resultierend aus diesen Daten konnte eine
multizentrischen Erhaltungsstudie mit Sorafenib nach allogener Blutstammzelltransplantation bei AMLFlt3-
ITD mit Studienzentrum Marburg initiiert werden.
Auf dem Hintergrund dieser Kombination aus klinischer Forschung und Grundlagenforschung im
Bereich myeloischer Leukämien, wäre eine Ausbildung im größten Transplantationszentrum der Welt,
in Seattle, wünschenswert.
Dr. Kristina Sohlbach
Wir möchten ein Ausbildungsstipendium für Dr. Sohlbach beantragen. Frau Dr. Kristina Sohlbach ist
eine exzellente Kennerin der gesamten hämatologischen und onkologischen Systemtherapie. Sie ist
Funktionsoberärztin auf unserer Knochenmark- und Stammzelltransplantationsstation im Carreras
Leukämie Centrum an der Universitätsklinik Marburg. Auf dieser Station werden ca. 40 allogene und
ebenso viele autologe Blut- und Knochenmarkstammzelltransplantationen pro Jahr durchgeführt.
Hauptschwerpunkt der allogenen Blutstammzelltransplantation ist die Behandlung von AML-Patienten.
Frau Dr. Sohlbach hat in den vergangenen Jahren ganz vorwiegend klinisch gearbeitet. Nach ihrer
Promotion an der Universität Münster, die sie mit summa cum laude abschloss, kam sie zu uns nach
Marburg und absolvierte hier ihre Facharztweiterbildung. In dieser zeigte sie sich ganz außerordentlich
aktiv und war sofort an der Verbesserung vieler klinischer Abläufe beteiligt. Sie war darüber hinaus
wissenschaftlich aktiv, was sich in verschiedenen Arbeiten niederschlägt (z.B. [8-10]).
In Seattle würde sie zunächst aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Boeckh (den wir persönlich
seit vielen Jahren gut kennen) heraus an den unterschiedlichen klinischen Stellen hospitieren. Zur Zeit
laufen die Planungen für den Aufenthalt an (über Dr. Mark Stewart). Dr. Sohlbach würde 3 Monate in
Seattle an den unterschiedlichen Stellen hospitieren.
Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn die Carsten-Bender-Stiftung Frau Dr. Sohlbach
unterstützen könnte.
Beantragte Kosten:
Flug Frankfurt – Seattle – Frankfurt: 800 Euro
Wohnung: 500 Euro/ Monat = 1500 Euro
Lebensunterhalt: 1000 Euro/Monat = 3000 Euro
Summe: 5300 Euro
Erklärung:
Ein Antrag ähnlichen Inhalts wurde bei keiner anderen Stelle eingereicht.
Marburg, den 24.08.2011
Eigene ausgewählte Arbeiten aus unserer Arbeitsgruppe